Unser derzeitiges Projekt:
TUZAMURANE

Projektbeschreibung: Das Behindertenprojekt Tuzumurane in Kanama

TUZUMURANE ist ein Projekt von Behinderten für Behinderte. Dies ist in Schwarzafrika keine Selbstverständlichkeit, denn normalerweise gelten Behinderte in der afrikansichen Gesellschaft als Schande. Oftmals verbringen sie ihr Leben im Haus, der Öffentlichkeit werden sie nicht gezeigt. In Ruanda ist dies anders, da durch den furchtbaren Genozid im Jahr 1994 fast keine Familie verschont wurde von Mord, Verstümmelungen und extemem Leid. Im Jahr 2001 entschloss sich der Gehbehinderte Jean Damancene NIYONZIMA, im Ort Kanama unweit der kongolesischen Grenze die "Association TUZUMURANE de Kanama" ins Leben zu rufen. Er verfolgte das Ziel, die Behinderten wieder in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen ihr hartes Dasein etwas erträglicher zu machen.

In Kanama gibt es 380 Behinderte, 184 davon durch den Genozid. TUZUMURANE ist selbstverwaltet. 256 Behinderte haben sich der Organisation mittlerweile angeschlossen, sie halten regelmäßige Treffen auf einer Wiese vor einer Schule ab. Unterstützung erhalten sie durch die Patenschaft des Landes Rheinland-Pfalz, das in Ruandas Hauptstadt Kigali ein Büro betreibt. Diese 'Jumelage' greift den Behinderten - so gut es geht - finanziell unter die Arme. Beispielweise zahlt das Projekt von Zeit zu Zeit anstehende Operationen der Behinderten. Wie im Fall des 16-jährigen Fils MANIRAGABA. Der Junge ist ein mehrfachbehinderte Völkermordüberlebender, der während des Genozids verstümmelt wurde. Seine Häscher wollten ihm die Extremitäten abhacken, schafften es aber nicht, dann jagten sie dem damals einjährigen kind eine Kugel in den Kopf und ließen ihn liegen in der Ahnung, er sei tot. Seine Eltern und seine Geschwister wurde umgebracht. Schließlich fand ihn seine Oma, auch sie dachte, er sei tot und wollte ihn schon begraben. Dann hörte sie ein Jammern. Sie nahm ihn mit und er überlebte tatsächlich, allerdings schwer gehandicapt. Mit einem weiteren Mädchen, das die Oma fand und bei sich aufnahm, wuchs Fils auf. Wegen des Kopfschusses sammelte sich Wasser in seinem Kopf, das operativ entfernt werden muss. Erst vor zwei Jahren traute sich seine Oma mit ihm unter Leute. Es ist in Afrika lange nicht so selbstverständlich wie in unseren Breiten, ein behindertes Kind in der Öffentlichkeit zu zeigen. So lebte er 15 Jahre im Haus. Natürlich hat er immer noch Angst vor Menschen, aber er kommt mittlerweile gerne zu den Meetings mit den anderen Behinderten, manchmal singt er oder betet. Ohne die Förderung und das gezielte Mutmachen, würde Fils heute immer noch isoliert im Haus vor sich hin vegetieren.

Die Gehbehinderten gründeten auch eine Sitzvolleyballmannschaft. Die Gruppe sucht nach gemeinsamen Tätigkeiten, da spielt Sport eine große Rolle. Die Behinderten wollen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Durch den Sport bringen sie ihre Mobilität zum Ausdruck und zeigen dem Rest der Bevölkerung, dass auch sie ein wichtiger Teil der Gemeinschaft sein können. Die Gemeinde hat mittlerweile den Nutzen der engagierten Behinderten von Kanama erkannt und versprochen, ein Grundstück zur Verfügung zu stellen, auf dem ein Workshop entstehen soll. Sie brauchen dringend ein kleines Zentrum, in dem sie sich treffen können und wo sie therapiert werden. Die teilweise schlimmen Fehlstellungen, hervorgerufen entweder durch Verstümmelungen während des Genozids oder durch die immer noch vorkommende Kinderlähmung, werden physiotherapeutisch behandelt. Allerdings auf einer Wiese. Das Projekt benötigt also unbedingt ein Therapiezentrum und Pritschen.

Auch für die geistig Behinderten in der Region kämpft das Projekt. Immer noch ist der Anteil geistig behinderter Kinder in Afrika relativ groß. Dies liegt an den schlecht ausgerüsteten Provinzkrankenhäusern. Wenn bei der Geburt Komplikationen auftreten ist das Schicksal vieler Neugeborener oft schon besiegelt. Es fehlt zum Beispiel an Sauerstoff. Sind die Kinder zu lange unterversorgt, tragen sie häufig geistige Behinderungen davon. TUZUMURANE ermutigt die Menschen, ihre Kinder nicht im Haus einzuschließen, sondern sie mitzunehmen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.

Ein weiterer Kernpunkt der Projektarbeit sind Albinos. Es gibt drei Albinos in der Region, eine Mutter brachte gleich zwei von ihnen zur Welt. Die Kleinen leben in einer für sie kaum erträglichen Umwelt. Ihrer Haut fehlen die Pigmente, die sie vor der Sonne schützen. Jeder Gang durch die Sonne kann für die Albinos von Kanama schlimme Folgen haben, es gibt in Ruanda einfach keine Sonnenschutzmittel und wenn sind sie unbezahlbar.Auch die empfindlichen Augen der Albinos müssen geschützt werden. Doch schlimmer noch als der Kampf gegen die Äquatorsonne ist der immer noch herrschende Geisterglaube. In Ruandas Nachbarländern sind Albinos sogar noch gefährdeter, dort ist ihr Leben unmittelbar bedroht. Es heißt, der Genuss von Albinofleisch verheiße ein langes und gesundes Leben. Viele Menschen, auch in Ruanda, glauben bis heute, dass Albinos Geister sind. "Nie habe ich gesehen, wie ein Albino beerdigt wurde", sagte Alain, ein Kongolese, der sogar studiert hat. Sie glauben, Albinos entschwinden nach ihrem Tod wieder in die Welt der Geister. Andere sind sicher, dass Albinos mit Toten gezeugt wurden. Deshalb sehen sie auch die Mütter von Albinokindern immer wieder schlimmen Anfeindungen ausgesetzt.

Dank der Arbeit der Behinderten von Kanama, können die neunjährige Ruth NDACYASHIMIRIMANA, die dreijährige Rebecca UWINEZA und Nezerwa UKWISHAKA, vier Jahre alt, heute auf die Straße gehen, ohne Angst um ihr Leben haben zu müssen. Die Gemeinde hat die drei kleinen Albinos einigermaßen akzeptiert. Dennoch bleibt das Leben der Kinder eine Qual, weil sie sich nicht ausreichend vor der Sonne schützen können und am Spiel der anderen Kinder auf der Straße nicht teilnehmen können. Schon ein vernünftiger Sonnenhut oder eine Sonnenbrille würde den Kindern helfen, doch selbst das haben sie nicht. Alles, was das Projekt bisher für sie erkämpft hat, ist eine einigermaßene Akzeptanz in der Bevölkerung.

Es bleibt viel zu tun, für die Behinderten von Kanama. Helfen Sie mit.

 
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